Die Gnade der Götter / James Corey ; aus dem Amerikanischen von Jürgen Langowski. – München : Heyne, 2024. (978-3-453-27470-9)
Davyd arbeitet als Forschungsassistent in Irvian und ist Teil des grössten wissenschaftlichen Durchbruchs seit Generationen: Sein Forschungsteam hat einen Weg gefunden, die Unterschiede der beiden inkompatiblen Ökosysteme auf ihrem Planeten Anjiin zu überbrücken. Warum Menschen den Planeten besiedelt hatten und wie sie dorthin gelangt waren, weiss niemand mehr. In dreieinhalbtausend Jahre alten Fossilien tauchen wie aus dem Nichts Spuren von Menschen auf, von Hunden, Kühen, Bienen, Pflanzen und Viren, welche in der genetischen Geschichte des Planeten keinerlei Vorläufer haben. Ein Jahrhundert später hatte irgendetwas den Grossteil der Siedlung zu Glas und schwarzem Stein verbrannt – wodurch auch alle Aufzeichnungen zu ihrer Herkunft verloren gingen.
Zwei grosse Entdeckungen
Die wenigen Überlebenden starteten die Besiedelung neu und Generationen später findet Davyds Forschungsgruppe einen Weg, einen Stammbaum des Lebens auf einen anderen zu übertragen. Auf ihren wissenschaftlichen Durchbruch folgt wenige Tage später eine zweite, einschneidende Entdeckung: Siebzehn Objekte, jedes so gross wie eine Stadt, werden im Sonnensystem beobachtet. Die unbekannten Objekte könnten Raumfahrzeuge sein, womöglich interstellare Besucher?
Die Kolonisierung
Tatsächlich sind es Kolonieschiffe und der Menschheit wird sachlich mitgeteilt: «Ihr untersteht nun individuell und kollektiv der Autorität der Carryx. Ihr wurdet bewertet, und euer Platz in den Minderheiten wird jetzt festgelegt. Eure Einwände sind bedeutungslos.» Fünf Tage später ist die Invasion abgeschlossen. Mehr als ein Achtel der Bevölkerung wurde von den Aliens ausgelöscht. Davyd und sein Forschungsteam werden mit vielen anderen von den Carryx namentlich identifiziert, eingesammelt und in Transportschiffe verfrachtet. Zusammengepfercht auf engstem Raum beginnt für die traumatisierten Menschen eine lange Überfahrt durch die Galaxis.
Am anderen Ende der Reise erwartet Davyd und sein Forschungsteam ein Replikat ihres Labors aus Irvian. Das Carryx-Wesen, welches für die menschliche Minderheit zuständig ist, zeigt der Gruppe eine Pflanze und ein Tier von zwei unterschiedlichen unterworfenen Planeten. Ihre Aufgabe: Eine biologische Brücke zu finden, wodurch die Pflanze als Nahrung für das Tier funktioniert. Dadurch sollen sie beweisen, dass die Spezies «Mensch» nützlich ist. Denn unter den Carryx überleben nur diejenigen, die einen Nutzen habe.
Packende Space Opera
Nach der Hit-Reihe The Expanse präsentiert das Autorenduo unter dem Pseudonym James S. A. Corey den Auftakt einer neuen Saga. Gekonnt vernetzen sie Spannungsbögen auf mehreren Ebenen: Wechselnde Blickpunkte geben individuelle Einblicke in die Charaktere, die Gruppendynamik und wie unterschiedlich die traumatischen Ereignisse psychologisch verarbeitet werden. Mit jeder Seite wird mehr des komplexen Universums mit Spezies unzähliger Welten enthüllt, bis hin zu galaktischen Mächten, die sich den Garryx selbst entgegenstellen.
Laurin Wegelin, Bibliothek Gymnasium St. Antonius Appenzell