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MEDIENTIPPS

Unsere monatlichen Tipps aus den Lokalzeitungen zum Nachlesen

 

Wackelkontakt : Roman / Wolf Haas. – München : Carl Hanser Verlag, 2025. (978-3-446-28272-8)

Es gibt nichts Neues unter der Sonne? Wolf Haas beweist das Gegenteil

«Es gibt nichts Neues unter der Sonne» heisst es – eine resignierte Erkenntnis, die auch für die Literatur zu gelten scheint. Schon William Shakespeare liess sich für sein berühmtes Drama «Romeo und Julia» von der antiken Sage um «Pyramus und Thisbe» inspirieren. Ideen wandern, Stoffe werden recycelt, und manchmal entsteht aus Altbekanntem etwas Neues. Doch tatsächlich etwas wirklich Originelles zu schaffen, eine Geschichte, die überrascht und die Leserin oder den Leser aus vertrauten Bahnen reisst, ist ein äusserst seltenes Kunststück. Aber genau das ist Wolf Haas mit seinem neuen Roman «Wackelkontakt» gelungen. Haas, bekannt für seine feine Beobachtungsgabe, seinen subtilen Humor und seine sprachliche Raffinesse, beweist einmal mehr, dass er nicht nur ein Meister des Kriminalromans ist, sondern auch ein Erzähler mit einem unverkennbaren Gespür für die Absurditäten des modernen Lebens.

Das Ende von allem* : *astrophysikalisch betrachtet / Katie Mack ; aus dem Englischen übersetzt von Jens Hagestedt. – München : Piper, 2021. (978-3-492-07080-5)

Schon der Titel «Das Ende von allem» ist mit einem Sternchen versehen, das gleich beruhigend einordnet: *astrophysikalisch betrachtet. Die Autorin Katie Mack, Assistenzprofessorin für Theoretische Kosmologie an der North Carolina State University, beschreibt in den ersten beiden Kapiteln den Ursprung und die Entwick-lung des Universums anhand von Theorien und Beobachtungen auf dem neuesten Stand der Forschung. Der Rest des Buches ist dem titelgebenden Ende des Universums gewidmet. Fünf Szenarien sind heute denkbar (wörtlich!).

Die Gnade der Götter / James Corey ; aus dem Amerikanischen von Jürgen Langowski. – München : Heyne, 2024. (978-3-453-27470-9)

Davyd arbeitet als Forschungsassistent in Irvian und ist Teil des grössten wissenschaftlichen Durchbruchs seit Generationen: Sein Forschungsteam hat einen Weg gefunden, die Unterschiede der beiden inkompatiblen Ökosysteme auf ihrem Planeten Anjiin zu überbrücken. Warum Menschen den Planeten besiedelt hatten und wie sie dorthin gelangt waren, weiss niemand mehr. In dreieinhalbtausend Jahre alten Fossilien tauchen wie aus dem Nichts Spuren von Menschen auf, von Hunden, Kühen, Bienen, Pflanzen und Viren, welche in der genetischen Geschichte des Planeten keinerlei Vorläufer haben. Ein Jahrhundert später hatte irgendetwas den Grossteil der Siedlung zu Glas und schwarzem Stein verbrannt – wodurch auch alle Aufzeichnungen zu ihrer Herkunft verloren gingen.

Das Geheimnis der Glasmacherin : Roman / Tracy Chevalier ; aus dem Englischen von Claudia Feldmann. – Hamburg : Atlantik, 2024. (978-3-455-01812-7)
Erhältlich auch als E-Book unter www.dibiost.ch

Eine atemberaubende Reise durch die Jahrhunderte auf den Spuren einer unerschrockenen jungen Frau, von der Autorin des Weltbestsellers Das Mädchen mit dem Perlenohrring.

Orsola ist 1468 neun Jahre alt als ihr Vater der Glaskünstler Lorenzo Rosso stirbt. Der Familie droht der Ruin, aber Orsola erlernt gegen jede Konvention die Kunst der Glasperlenherstellung. Ihre Anfänge macht sie in der heimischen Küche. Ihre Lehrmeisterin ist die Cousine der berühmten Glasperlenmacherin Maria Barovier. Sie zeigt ihr wie man über der Flamme einer Zinnlampe das Glas schmilzt, dann um einen dünnen Metalldorn wickelt und anschliessend mit Werkzeugen formt.

Butcher's Crossing : Roman / John Williams ; aus dem amerikanischen Englisch von Bernhard Robben. – München : dtv, 2016. (978-3-423-14518-3)
Erhältlich auch als Hörbuch und als E-Book unter www.dibiost.ch

«Ein Buch wie ein Büffel, stoisch, dunkel, mächtig, fast ausgestorben.» Das schrieb «Die Welt» über «Butcher’s Crossing» des amerikanischen Autors John Williams (1922-1994). Im Original erschien es 1960, wurde 1999 wiederentdeckt und 2015 ins Deutsche übersetzt. Wie auch der Vorgänger «Stoner» von John Williams erlangte es Weltruhm. Tatsächlich ist es ein aussergewöhnliches Buch, das man nicht so schnell vergisst.

Der Bademeister ohne Himmel : Roman / Petra Pellini. – Hamburg : Rowohlt Kindler, 2024. (978-3-463-00068-8)

Linda ist fünfzehn und überzeugt davon, dass sie ihr junges Leben bald beenden wird, indem sie vor ein Auto läuft. Es gibt allerdings zwei Menschen, die sie noch davon abhalten, ihren Plan umzusetzen. Da ist zum einen ihr einziger Freund Kevin, den sie seit sechs Jahren kennt, der nebenan wohnt und daran verzweifelt, dass die Welt am Abgrund steht. Und dann gibt es Hubert, sechsundachtzig und an Demenz erkrankt. Dreimal wöchentlich verbringt Linda den Nachmittag bei ihm, um die polnische Pflegerin Ewa zu entlasten, die Huberts Tochter als 24-Stunden-Hilfe für den unheilbar Kranken angestellt hat. Hubert ist pensionierter Bademeister, der stolz darauf ist, dass in seinem ganzen Berufsleben nie ein Kind bei ihm ertrunken ist. Das ist ihm so wichtig, dass er sich daran länger erinnern kann als an alles andere, wie etwa an seine vor einigen Jahren verstorbene Ehefrau oder an seine Tochter.

Kleine Monster : Roman / Jessica Lind. – Berlin : Hanser Berlin in Carl Hanser Verlag, 2024. (978-3-446-28144-8)
Erhältlich auch als E-Book unter www.dibiost.ch

Pia und Jakob sitzen im Klassenzimmer der Lehrerin ihres 7-jährigen Sohnes gegenüber. Der Anlass ist schwerwiegend: Es soll einen Vorfall mit einem gleichaltrigen Mädchen gegeben haben. Der Vater ist entsetzt, denn Luca ist ein sensibler kluger Junge. Daran hegt er keinen Zweifel, während Pia die Abgründe, die in Kindern lauern, zu kennen glaubt.

Rückschau

Die Ich-Erzählerin wird durch den Vorfall in der Schule in die eigene Kindheit zurückkatapultiert und mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Es mutet eigenartig an, dass Pia in Bezug auf den kleinen Luca so argwöhnisch ist. Sie hegt den Verdacht, dass etwas Dunkles in der Seele ihres kleinen Sohnes lauert, und verdächtigt ihn nach dem Zwischenfall sogar, das Bettnässen vorzutäuschen, um Mitgefühl zu heischen.

Man sieht sich : Roman / Julia Karnick. – München : dtv, 2024. (978-3-423-28391-5)
Erhältlich auch als E-Book unter www.dibiost.ch

Es ist nie zu spät für die Liebe – aber manchmal zu früh. Das Buch erzählt die Geschichte einer Liebe, die mehr als dreissig Jahre Anlauf braucht.

Sommer 1988. Friederika hat grosse Füsse, eine Lücke zwischen den Schneidezähnen und nennt sich Frie. Robert, neu an der Schule und schüchtern, verliebt sich sofort, aber zeigt es nicht. Ich habe Dich lieb schreibt sie ihm zum achtzehnten Geburtstag, aber was sie ihm damit sagen will, versteht Robert nicht.

Winter 2002. Frie ist Mutter einer kleinen Tochter, Robert ist Musiker. Nach Jahren der Funkstille und einer zufälligen Begegnung bestätigt sich: Wann immer die beiden aufeinandertreffen, wird es kompliziert.

Issa / Mirrianne Mahn. – Hamburg : Rowohlt, 2024. (978-3-498-00390-6).
Erhältlich auch als E-Book unter www.dibiost.ch

Mirrianne Mahn wurde 1989 in Kamerun geboren, aufgewachsen ist sie mit ihren deutsch-kamerunischen Eltern und ihren beiden Geschwistern in Deutschland. Sie ist Politikerin, Aktivistin, Theatermacherin und Autorin.

Issa ist der erste Roman von Mirrianne Mahn und erzählt die Geschichte einer afrikanischen Familie in einem ehemals kolonialisierten Land, in der starke weibliche Figuren im Vordergrund stehen.

Lichtungen : Roman / Iris Wolff. – Stuttgart : Klett-Cotta, 2024. (978-3-6089-8770-6).
Erhältlich auch als E-Book unter www.dibiost.ch

Aus jedem Land aus Europa, das Kato neu bereist, schreibt sie Lev eine Postkarte. Eines Tages stehen auf der Karte bloss drei Worte: «Wann kommst du?»

Geschichte einer Freundschaft – im Rückwärtsgang

Diese drei Worte bilden den eigentlichen Auftakt für ein Wiedersehen zwischen Kato und Lev in Kapitel 9. Ja, korrekt, Kapitel 9, denn die Geschichte wird nicht linear, sondern im Rückwärtsgang erzählt. Dies entspricht ganz der Art, wie wir neue Menschen kennenlernen. Stimmt die Chemie, geben wir nach und nach Erinnerungen preis und reisen damit zurück in die Vergangenheit. So bewegt sich auch der Roman von der Weite der Gegenwart in die Enge der sozialistischen Vergangenheit in einem Vielvölkerstaat.

 

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