Hans Fallada. Kleiner Mann - was nun? : Hörspiel mit Nico Holonics, Laura Maire, Wolfgang Pregler u.v.a. ; Bearbeitung und Regie: Irene Schuck. - Hamburg : Osterwold audio, 2016. (978-3-86952-313-2)
Ein Welterfolg
Für einmal behandelt der Medientipp der Appenzeller Bibliotheken ein etwas älteres Werk, das aber nichts von seiner Aktualität verloren hat. „Kleiner Mann – was nun?“, der erste Welterfolg von Hans Fallada alias Rudolf Ditzen (1893-1947), wurde 1932 erstmals veröffentlicht und seither in diverse Sprachen übersetzt.
Der Roman spielt in der Zeit der Weltwirtschaftskrise, die 1929 mit dem Börsencrash begann und Massenarbeitslosigkeit, soziales Elend sowie politische Krisen zur Folge hatte. Erzählt wird die tragische Geschichte eines jungen Paares, das trotz Elend und Armut die Liebe zueinander bewahrt.
Die vorliegende Hörspielausgabe wurde 2010 meisterhaft inszeniert und anfangs Februar dieses Jahres bei Osterwold audio neu aufgelegt. In dieser Form hat das Hörspiel auch Eingang gefunden in den Bestand der Digitalen Bibliothek Ostschweiz (www.dibiost.ch), die allen Benutzerinnen und Benutzern der Appenzeller Bibliotheken rund um die Uhr kostenlos offen steht.
Auf und Ab des Lebens
Der junge Buchhalter Johannes Pinneberg und seine Freundin Emma „Lämmchen“ Mörschel erfahren bei einem Arztbesuch, dass sie schwanger ist. Kurz darauf heiraten die beiden und beziehen eine kleine Wohnung. Ihr Traum von einer glücklichen Ehe in bescheidenem Wohlstand scheint zum Greifen nahe. Doch schon bald verliert der Buchhalter seine Arbeitsstelle.
Über den Freund seiner Mutter findet Pinneberg in einem Berliner Warenhaus eine Anstellung als Verkäufer für Herrenbekleidung. Nach der Geburt des Sohnes Horst, der „Murkel“ genannt wird, ist aus dem Paar eine kleine Familie geworden. Der junge Vater steht an seinem Arbeitsplatz wegen der neu eingeführten Pflicht-Verkaufsquote unter grossem Druck. Zwischen den Verkäufern herrscht ein regelrechter Konkurrenzkampf.
Am Morgen, nachdem Murkel seinen ersten Zahn bekommen hat, erscheint Pinneberg zu spät zur Arbeit. Deshalb wird ihm ein Ultimatum gestellt. Als ein bekannter Schauspieler das Warenhaus betritt und bei Pinneberg die Hoffnung auf einen vorteilhaften Abschluss weckt, nimmt die Katastrophe ihren Lauf. Trotz langer Anprobe und inständiger Bitte kauft der Schauspieler kein einziges Kleidungsstück. Vielmehr beschwert er sich beim Abteilungsleiter über den „komischen“ Verkäufer, worauf dem jungen Vater gekündigt wird.
Nach 14 Monaten Arbeitslosigkeit und dem Umzug in eine Gartenlaube ausserhalb der Stadt fährt Pinneberg wie gewohnt nach Berlin, um die finanzielle Krisenunterstützung abzuholen. Als er abends an der Friedrichstrasse in ein Schaufenster eines Delikatessenladens sieht und sich überlegt, wie er nach Ladenschluss noch Butter und Bananen für Murkel kaufen könnte, wird er von einem Schutzpolizisten weggejagt. Da begreift er, „dass er hier nicht mehr hergehört, dass man ihn zu Recht wegjagt“.
Pinneberg droht ob dieses Vorfalls jegliche Selbstachtung zu verlieren. Er traut sich kaum mehr, seinem Lämmchen unter die Augen zu treten. Doch die beiden verlieren ihre Liebe nicht, halten an ihr fest und schöpfen aus ihr Wärme und neue Kraft.
Lino Pinardi, Innerrhodische Kantonsbibliothek