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Max Baumann, "Ich lebe einfach, aber froh" : Erfolge und Misserfolge von Schweizer Ausgewanderten in Amerika. - Baden : Hier + Jetzt, 2012. (ISBN 978-3-03919-246-5)

Ich möchte mit diesem Monatstipp eine Lanze für einen Luxus brechen, den sich jedermann leisten kann: Lesen. Wenn es draussen noch kühl ist, kommt die Zeit für kuschelige Momente auf der Couch. Entspannung und Ruhe kehren ein. Ich geniesse es dann, Tee zu trinken und ein gutes Buch zu lesen. Das ist Luxus pur.

Mich hat kürzlich ein Buch mit dem Titel: "Ich lebe einfach, aber froh" beeindruckt. Darin geht es um Erfolge und Misserfolge von Schweizer Ausgewanderten in Amerika. Max Baumann, ein in Rorschach SG aufgewachsener Historiker, beschreibt darin in fesselnder Weise, dass Auswanderung vor gar nicht so langer Zeit, in der Schweiz des 19. Jahrhunderts, ein möglicher Weg war, der wirtschaftlichen Misere in unserem Land zu entkommen. Wirtschaftliche Misere in der Schweiz? Für uns heute eigentlich nicht mehr vorstellbar. Doch bis gegen 1900 suchten Tausende von Schweizerinnen und Schweizern aus allen Landesteilen ihr Glück in Amerika. Max Baumann beschreibt am Beispiel von Leuten aus dem Raum Brugg AG exemplarisch, wie Ausgewanderte versuchten, sich in Ohio (USA) eine neue Existenz aufzubauen. Im Vordergrund steht dabei die Person von Kaspar Hirt aus der Gemeinde Stilli im Kanton Aargau, der als Mann mit Amerika-Erfahrung 1854 eine grössere Gruppe aus seiner Heimatgemeinde in die neue Welt geführt hat.

Nicht alle Schweizer, die in Amerika einreisten, kamen völlig freiwillig. Es handelte sich manchmal um arme Familien, die ihr Leben in der Schweiz nicht bewältigten und dem Armengut ihrer Heimatgemeinde zur Last fielen. Der Druck und die Empfehlung auszuwandern, kam von den Heimatgemeinden. Der Buchautor beschreibt aufwühlend, dass solche Bürger am Rande der Gesellschaft sich gedemütigt fühlten und oft keinen andern Ausweg sahen, als "Amerika einfach", zumal ihnen manche Heimatgemeinde die Reisekosten bezahlte und sich so ihrer Sozialfälle entledigte.

Das Besondere am Buch

Der Autor forschte während längerer Zeit an Ort und Stelle in Fremont (Ohio, USA). Dort konnte er die unterschiedlichsten Schicksale dieser ausgewanderten Schweizer aufspüren. Dies erlaubte ihm, ihre Probleme bei der Integration in die amerikanische Gesellschaft zu schildern. Aus einer Auswanderungsgeschichte wird damit eine Einwanderungsgeschichte. Ein ungemein spannendes, aktuelles Buch. Es vermittelt einem grosse Lust, direkt in ein Flugzeug nach Amerika zu steigen, um selber zu erkunden, wo heute die Nachfahren der seinerzeitigen Einwanderer leben. Zugleich ermöglicht es, selber Vergleiche anzustellen, wie man mit der aktuellen Flüchtlingswelle unserer Tage im Jahr 2016 umgehen kann.

Zum Autor: Max Baumann, 1941, ist Historiker und arbeitet vor allem in der Orts- und Regionalgeschichte. Er war für zwei Bände der St. Galler Kantonsgeschichte 2003 zuständig.

Fredi Weiersmüller, Stein AR

 

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