Unsere monatlichen Tipps aus den Lokalzeitungen zum Nachlesen
Im Spiegelsaal / Liv Strömquist ; Übersetzung aus dem Schwedischen: Katharina Erben. – Berlin : avant-verlag, 2021. (978-3-96445-062-3)
Das neuste Werk der aus Schweden stammenden feministischen Comiczeichnerin befasst sich mit dem weiblichen Schönheitsideal – woher es kommt und wieso es so schwer ist, sich den Selbstoptimierungsmechanismen unserer Gesellschaft zu entziehen. Bereits in früheren Werken («Der Ursprung der Welt», «Der Ursprung der Liebe», «I’m every woman») forschte sie auf den Spuren des Männlichen und des Weiblichen und deren Beziehung zueinander.
Ändere deine Welt : wie ein Bauer zum Fluchthelfer wurde / Cédric Herrou ; aus dem Französischen von Barbara Heber-Schärer und Andrea Stephani. – Zürich : Rotpunktverlag, 2022. (978-3-85869-945-9)
Erhältlich auch als E-Book unter: www.dibiost.ch.
Als Cédric Herrou 2002 ein verwildertes Stück Land in Breil-sur-Roya, an der französisch-italienischen Grenze gelegen, kauft, möchte er vor allem eines: seine Ruhe haben. Mit der Welt und der Gesellschaft, die er oft als unerträglich empfindet, hat der Aussteiger abgeschlossen. Er widmet sich seinem Grundstück, auf dem er in einem bescheidenen 30 Quadratmeter-Häuschen wohnt, macht das Land wieder urbar und lebt fortan als Olivenbauer und Hühnerzüchter.
Fanny oder Das weisse Land : Roman / Beatrix Kramlovsky. – Berlin : hanserblau, 2020. (978-3-446-26797-8)
Als Offizier Karl Findeisen 1914 in den Krieg zieht, muss er seine grosse Liebe Fanny und den gemeinsamen Sohn Max in Wien zurücklassen. Das Regiment des österreichischen Offiziers wird schon bald darauf in Gefangenschaft genommen und Monate später sitzt Karl in einem Kriegsgefangenenlager in Chabarowsk in Ostsibirien. Zehntausend Kilometer trennen ihn von der Heimat und von seiner geliebten Familie. Die Briefe, die ihm Fanny ins Kriegsgefangenenlager schickt, sorgen dafür, dass sich Karl in der unbarmherzigen Situation nicht aufgibt und die Hoffnung auf ein Wiedersehen nicht verliert. Karl vertreibt sich die lange monotone Zeit mit Zeichnen. Hätte er doch in seinem alten Leben lieber die Kunst- als die Offiziersschule besucht, was in der unsicheren Vorkriegszeit aber unmöglich schien. Das Zeichnen hilft, sein Denken am Leben zu erhalten, so wie die Liebe zu Fanny sein Herz weiter schlagen lässt.
Henry : Roman / Florian Gottschick. – München : Penguin Verlag, 2021. (978-3-328-60148-7)
Die aufgeweckte zwölfjährige Henriette, genannt Henry, wächst wohlbehütet bei Ihren Eltern Marion und Thomas in Berlin auf. An einem regnerischen Herbsttag kehren Mutter und Tochter gemeinsam vom Wochenende im Landhaus zurück. Der Vater bleibt länger dort. In der Stadt angekommen parkt Marion den neuen BMW vor der Wohnung und trägt die Einkäufe, die sie bei einem Zwischenhalt besorgte, hinein. Henry schläft noch auf dem Rücksitz. Als Marion ihre Tochter holen will, erblickt sie jemanden beim Auto. Die Mutter hat den Wagen nicht abgeschlossen und den Schlüssel im Auto liegen gelassen. Deshalb kann sie nicht verhindern, dass sich die Gestalt in den Wagen setzt und mit der schlafenden Tochter davonfährt.
Gerald Hüther, Lieblosigkeit macht krank. – Freiburg : Herder, 2021. (978-3-451-60099-9).
Erhältlich auch als E-Book unter: www.dibiost.ch.
Der bekannte Hirnforscher Gerald Hüther erforscht Wege zu einer lebenswerten und menschlicheren Gesellschaft. In seinem neusten Buch setzt er sich damit auseinander, weshalb ausgerechnet in Ländern mit den besten Gesundheitssystemen immer mehr Menschen an Zivilisationskrankheiten leiden. Er zeigt auf, welche Rolle das Gehirn spielt, wenn ein Mensch krank wird und welche Faktoren die Entstehung und Erhaltung von Gesundheit fördern.
«Hat sie recht?» : unbequeme Antworten auf allerlei Lebensfragen / Thomas Meyer. – Zürich : Diogenes, 2021. (978-3-257-30086-4).
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Der Schweizer Autor und Aktionskünstler Thomas Meyer, bestens bekannt durch sein Buch «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse» (2012) und dessen Verfilmung (2018), hat es wieder getan. Im Diogenes Verlag erschien kürzlich sein neues Buch «Hat sie recht?»
Apeirogon : Roman / Colum McCann ; aus dem Englischen von Volker Oldenburg. – Hamburg : Rowohlt, 2020. (978-3-498-04533-3)
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Wenn ich gefragt werde, welches Buch mich in letzter Zeit am stärksten berührt hat, so ist mein Favorit zweifellos «Apeirogon» von Colum McCann. Ein grossartiges Buch über Liebe, Freundschaft und Frieden, das ich im Rahmen dieses Medientipps einfach allen herzlich empfehlen möchte. Trotz komplexem, kunstvollem Aufbau liest sich das Buch leicht. Mich persönlich hat es nach kurzer Zeit derart in Bann gezogen, dass ich, nachdem ich es längst fertig gelesen hatte, einige Schwierigkeiten bekam, mich mit einer neuen Lektüre anzufreunden.
Dominik Bloh, Unter Palmen aus Stahl : die Geschichte eines Strassenjungen. – Weinheim : Gulliver von Beltz & Gelberg, 2021. (978-3-407-81256-8)
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Man begegnet ihnen in der Stadt Hamburg in U-Bahnen, in belebten Einkaufsstrassen, in Parks, in den Aussenbereichen der Restaurants. Sie betteln um Bargeld, übrig gebliebene Lebensmittel oder leere Pfandflaschen. Die vielen Obdachlosen gehören zur Hansestadt wie der Hafen, die Reeperbahn und die edlen Luxus-Boutiquen.
Norman Ohler, Die Gleichung des Lebens : Roman. – Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2017. (978-3-462-04968-8)
In der Mitte des 18. Jahrhunderts gibt es an der Oder östlich von Berlin noch grosse Sumpfgebiete – den Oderbruch –, welche seit Jahrhunderten dünn besiedelt sind und wo Fische, Wasserschildkröten und Wasservögel in überwältigender Vielfalt vorkommen. König Friedrich II. (1712–1786), auch «Friedrich der Grosse» genannt, erkannte das riesige Potential der Kultivierung des Oderbruchs. In Zukunft sollten Kühe grasen, die Kartoffeln wachsen und fruchtbare Siedlungsfläche entstehen für Flüchtlinge und Untertanen aus dem riesigen Königreich Preussen. Durch die Gewährung absoluter Glaubensfreiheit holte Friedrich II. viele Exulanten, protestantische Flüchtlinge, in das Land. Unter seiner Herrschaft wurde der Landausbau ebenso rasch vorangetrieben wie die Besiedlung von unbesiedelten oder dünn besiedelten Gebieten wie dem Oderbruch.
Valerie Pauling, Der Himmel ist hier weiter als anderswo : Roman. – Hamburg : HarperCollins, 2021. (978-3-7499-0104-3)
Ganz ehrlich: Meine Aufmerksamkeit hat sich das Buch mit seinem sommerlichen Cover eingefangen. Kirschblüten, Schwalben, Kirschen und blauer Himmel. Der Klappentext hat mich angesprochen, und das Buch hat sich wie erhofft als wunderbare Sommerlektüre herausgestellt. Die Geschichte, die sich dahinter verbirgt, spielt im Alten Land, einem Teil der Elbmarsch südlich der Elbe in Hamburg und in Niedersachsen. Valerie Pauling gelingt es äusserst gut, durch ihre Beschreibung der Landschaft und eines alten Gasthofs samt seinem Garten die Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Fast wähnt man sich bei der Lektüre im Liegestuhl unter den knorrigen Obstbäumen am Steg oder in der Küche des alten Hauses. Dadurch, dass die Protagonistin viel mit dem Fahrrad unterwegs ist, wird die umliegende Landschaft aus der langsamen Perspektive reizvoll beschrieben.
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