Unsere monatlichen Tipps aus den Lokalzeitungen zum Nachlesen
Schöne Welt, wo bist du : Roman / Sally Rooney ; aus dem Englischen von Zoë Beck. – Berlin : Ullstein Buchverlage, 2021. (978-3-546-10050-2)
Auch erhältlich als Hörbuch unter www.dibiost.ch.
Laut der Süddeutschen Zeitung versteht Sally Rooney wie kaum eine andere Autorin derzeit, von der subjektiven Gleichzeitigkeit von Erfahrungen zu erzählen, die universell Sinn machen und eine sehr gute Geschichte erzählen. 1991 in Dublin geboren, studierte sie Anglistik. Nachdem Rooney bereits für mehrere ihrer Kurzgeschichten ausgezeichnet wurde, gelang ihr mit dem Roman «Normal People» der Durchbruch als internationale Bestsellerautorin. «Schöne Welt, wo bist du» ist ihr dritter veröffentlichter Roman.
«Ihre Fragen waren dieselben. Denkst du an mich, warst du glücklich, als wir miteinander schliefen, habe ich dir wehgetan, liebst du mich, wirst du mich immer lieben.»
Allein / Daniel Schreiber. – Berlin : Hanser, 2021. (978-3-446-26792-3).
Auch erhältlich als Hörbuch bei Fine Voices (gelesen von Daniel Schreiber) und als E-Book unter www.dibiost.ch.
Daniel Schreibers Essay «Allein» entstand 2021 während der Pandemie-Zeit. Der Autor schreibt schonungslos über sein Privatleben und erkundet auf dieser Basis aktuelle Zeitfragen. Er untersucht das Ideal der Familie und das Stigma des Alleinseins. Partienweise ist der Text sehr dicht bestückt mit soziologischen, philosophischen und literarischen Zitaten. Aber der Autor kommt immer wieder auf sich zurück und sorgt für eine Anteilnahme, die den Leser und die Leserin letztlich bei sich selbst und der je eigenen Wahrnehmung landen lässt.
Athos 2643 : Roman / Nils Westerboer. – Stuttgart : Klett-Cotta, 2022. (978-3-608-98494-1)
Auf Athos stirbt ein Mönch. Ein unerklärlicher Unfall im Jahr 2643, denn die lebenserhaltende künstliche Intelligenz MARFA sollte genau das verhindern. Entweder hat die MARFA einen Softwarefehler oder sie wurde mutwillig umprogrammiert. Die einzigen Einwohner des Asteroiden in Neptuns Umlaufbahn: Sechs cönobitische Mönche und ein uraltes Geheimnis. Rüd Kartheiser wird nach Athos entsandt, um eine vollständige Inquisition durchzuführen. Er muss den Tathergang rekonstruieren, um das fehlerhafte Verhalten der MARFA zu identifizieren und ihre Grundeinstellungen anpassen. Vorausgesetzt es gelingt ihm, die künstliche Intelligenz von der Notwendigkeit des Updates zu überzeugen. Denn es besteht durchaus die Möglichkeit, dass diese MARFA des 27. Jahrhunderts der Meinung ist, sie funktioniere einwandfrei.
Denk ich an Kiew : Roman / Erin Litteken ; Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch von Dietmar Schmidt und Rainer Schumacher. – Köln : Lübbe Verlag, 2022. (978-3-7857-2832-1)
Auch erhältlich als E-Book unter www.dibiost.ch.
In ihrem Debutroman widmet sich Erin Litteken einem dunklen, prägenden Kapitel der ukrainischen Geschichte, das weitgehend in Vergessenheit geraten ist – dem Holodomor: Unter der Herrschaft Stalins verhungerten in den 1930er-Jahren in der Ukraine rund vier Millionen Menschen, obwohl die Getreidespeicher voll waren. Die US-Amerikanerin mit ukrainischen Wurzeln rückt diesen weitgehend vergessenen Aspekt der Geschichte in unser Bewusstsein, einfühlsam und sehr bewegend.
Wolkenschloss : Roman / Kerstin Gier. – Frankfurt am Main : Fischer Taschenbibliothek, 2020. (978-3-596-52309-2)
«Du bist das schlechteste Kindermädchen der Welt, Fanny Funke.» Zu ihrem Glück wird die Protagonistin dieses Romans nicht nur als Kindermädchen eingesetzt. Als Praktikantin im altehrwürdigen Grandhotel Wolkenschloss, hoch oben in den Schweizer Bergen, kommt sie mit Gästen aus der ganzen Welt in Kontakt. Darunter befinden sich ein interessantes russisches Oligarchenpaar, ein britischer Schauspieler, ein Professor und sein Enkel aus New York, sowie ein ganz normales altes Ehepaar, welches ein Leben lang für den Aufenthalt in diesem noblen Hotel gespart hat, um nur einige zu nennen. Diese illustre Gesellschaft sehnt den Jahreswechsel geradezu herbei. Alle möchten sie an dem berühmten Silvesterball teilnehmen, an welchem die Kronleuchter mit den Gästen um die Wette strahlen werden.
Das versunkene Dorf : Kriminalroman / Olivier Norek ; aus dem Französischen von Alexandra Hölscher. – München : Karl Blessing Verlag, 2022. (978-3-89667-664-1)
Bei der Festnahme eines Drogendealers erleidet die Kommissarin Noémie Chastain eine schwere Schussverletzung: Fortan ist eine Hälfte ihres Gesichts entstellt. Sie kämpft sich mit Hilfe eines Therapeuten ins Berufsleben zurück, muss aber nach ihrer Rückkehr feststellen, dass sie den Platz in ihrem Team verloren hat. Von ihrem Vorgesetzten wird sie gegen ihren Willen aus Paris in die südfranzösische Provinz verbannt. Dort soll sie als Vertrauensperson ein Kommissariat überwachen, um festzustellen, ob die Dienststelle geschlossen werden soll oder nicht. Noémie übernimmt diesen Job nur, um schnellstmöglich wieder ihre Arbeit als Leiterin des Drogeneinsatzkommandos in der geliebten Grossstadt zu übernehmen.
Violeta : Roman / Isabel Allende ; aus dem Spanischen von Svenja Becker. – Berlin : Suhrkamp Verlag, 2022. (978-3-518-43016-3)
Auch erhältlich auch als Hörbuch und als E-Book unter www.dibiost.ch.
Pünktlich zum achtzigsten Geburtstag Isabel Allendes erscheint ihr neuer Roman «Violeta». Allende wurde vielfach für ihr Werk ausgezeichnet. Vielen Leserinnen und Lesern ist sie mit ihrem Erstling «Das Geisterhaus» (1984) bekannt. Der neue Roman beinhaltet kritisch betrachtet weder literarisch noch inhaltlich viel Neues. Es handelt sich formal um einen Briefroman. Die hundertjährige Heldin erzählt ihrem Enkel Camilo ihr Leben. Dieses umspannt einen Weltkrieg, zwei Pandemien – die Spanische Grippe und Corona – sowie politische Wirren in Form von Diktaturen.
Todesfall : ein Agnes-Tveit-Krimi / Randi Fuglehaug ; aus dem Norwegischen von Christel Hildebrandt. – Frankfurt am Main : Fischer Verlag, 2022. (978-3-596-70556-6)
Während der Lektüre von Todesfall kommt mir in den Sinn, dass ein Krimi wie ein Fallschirmsprung ist – die Landung muss passen.
Über der wunderschönen Natur des norwegischen Westlandes stürzen sich vier Frauen für einen Formationssprung in der norwegischen Nationaltracht aus einem Flugzeug. Diese Eröffnung von Randi Fuglehaugs Debutroman um die Journalistin Agnes Tveit ist spektakulär und inspiriert von der tatsächlich jährlich stattfindenden Extremsportwoche in Voss. Um es vorsichtig auszudrücken: Ganz so reibungslos klappt es mit der obengenannten Choreographie nicht. Eine der vier Frauen, Veslemøy Liland, die Mutter von kleinen Zwillingen, bricht aus der Formation aus und stürzt ungebremst auf die Erde. Die Ursache dafür ist ein sabotierter Fallschirm.
Tagebuch eines Killerbots : Roman / Martha Wells ; aus dem Amerikanischen von Frank Böhmert. – München: Wilhelm Heyne Verlag, 2019. (978-3-453-32034-5)
Killerbot ist eine SecUnit. Ein Konstrukt aus Roboter und organischen Teilen mit nur einer Funktion: Dinge zu töten. Doch seit Killerbot ihr Chefmodul gehackt hat, kann sie ihre primäre Programmierung umgehen und selber Entscheidungen treffen. Eigentlich gibt es nichts Gefährlicheres, als eine freidrehende SecUnit, die Befehle der Firma einfach ignorieren kann – nach dem Hacken ihres Chefmoduls hätte Killerbot glatt zur Massenmörderin werden können. Aber dann hat sie realisiert, dass sie auf den kombinierten Feed der Unterhaltungskanäle zugreifen kann. Seitdem verbringt Killerbot ihre Zeit lieber damit, Filme und Serien zu konsumieren, anstatt als gefühllose Mördermaschine durchzudrehen.
Dschinns / Fatma Aydemir. – München : Carl Hanser Verlag, 2022. (978-3-446-26914-9)
Auch erhältlich als E-Book unter www.dibiost.ch oder als Hörbuch.
Die deutsche Schriftstellerin und Journalistin Fatma Bahar Aydemir mit türkischen Grosseltern wurde 1986 in Karlsruhe geboren und lebt heute in Berlin. „Dschinns“ ist ihr zweiter Roman. Bekannt wurde sie mit dem Roman „Ellbogen“, der 2017 erschien. Die sechs Kapitel im Buch sind sechs Menschen, die miteinander verwandt sind, gewidmet. Jedes Kapitel steht für sich und doch sind sie miteinander verwoben. Schweigen dominiert die Familie. Jeder lebt mit seinen eigenen Geistern, den vergangenen und den gegenwärtigen.
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